12. Kapitel: Das Schaf erkundet Santiago

Ich (also das Schaf) habe es endlich geschafft Maikes Account zu hacken! Selbst schuld, wenn man sich so ein unkreatives Passwort aussucht. Jetzt habe ich die Möglichkeit euch mal zu erzählen, was wir wirklich so erleben und nicht nur diese verklärte Version von Maike. Sie stellt sich selber nämlich immer viel zu gut und mich viel zu schlecht dar!!! Von wegen ich sei rundlich oder unsportlich. Hier kommt endlich die Wahrheit:

Zuerst einmal muss man wissen, dass Maike immer noch denkt, die Polizei sei ihr Freund und Helfer und nicht wie in Wahrheit der Gegner der Freiheit und der Gerechtigkeit. Mit ihrer dermaßen naiven Weltanschauung redet sie fast ständig mit Polizisten. Fragt nach dem Weg (als ob uns da nicht auch die lieben Leute mit der Gitarre im Park hätten helfen können) und lädt sich selber in Gebäude ein.

Aber der Reihe nach: Am Montagmorgen kamen wir in Santiago an. Maike und das Monster hatten im Nachtbus gut geschlafen. Ich nicht!! In jeder schärferen Kurve fiel ich auf den Rücken und mit meinen kürzeren Beinen, (die aber bei weitem nicht so kurz sind wie Maike behauptet), fiel es mir sehr schwer mich wieder richtig herum zu drehen.

Da in Santiago immer Taxis (Taxen!!! Anmerkung von Maike) (Mir egal! Anmerkung vom Schaf) frei seien, sei es nicht nötig und vor allem auch nicht möglich ein Taxi vorzubestellen. Das hatte uns die überarbeitete und genervte Angestellte am Telefon deutlich erklärt. So kam es, dass wir um 7:30 Uhr morgens verzweifelt an einer Bushaltestelle standen und  jedem Taxi winkten, das vorbeifuhr. Natürlich waren alle schon besetzt und die wenigen die hielten, waren von anderen Fahrgästen vorbestellt worden. Ich verspürte eine starke innere Wut auf die Angestellte am Telefon.

Endlich nahm uns ein Taxi mit. Ich gab ihm die Adresse von Maikes Tante. Daraufhin meinte der Fahrer, dass es diese Adresse bzw. die Straße nicht gäbe. Ah ja. Zum Glück erkannte Maike einen Sportclub (so ein typisches Ding, wo die Bonzen joggen gehen, da es außerhalb dieses Clubs ja nicht exklusiv genug dafür ist), der in der Nähe vom Haus ihrer Tante lag. Kurz nachdem wir vor diesem Club ausgestiegen waren, fiel Maike ein, dass sie ja eine ausgedruckte Karte von Google-Maps hatte, wo das Haus eingezeichnet war. Zu spät um bequem mit dem Taxi dorthin zu fahren, aber besser spät als nie. Kurz darauf fanden wir zum Glück das Haus.

 

Insgesamt wohnten wir eine Woche bei Maikes Tante und fuhren fast jeden einzelnen Tag in die Innenstadt. Maike hatte so einen blöden Stadtplan, auf dem sogar die Sehenswürdigkeiten eingezeichnet sind und sie hatte sich in den Kopf gesetzt jede einzelne davon in der Nähe des Stadtzentrums anzusehen. Gleich am Tag nach unserer Ankunft bestiegen wir bei 30°C die beiden bekannten Hügel in Santiago: Cerro Santa Lucía und Cerro San Christóbal. Auf letzteren konnten wir zum Glück mit dem Aufzug hochfahren. Von den Hügeln aus hatte man eine tolle Aussicht auf Santiago. So stand es zumindest im Reiseführer. Die „tolle Aussicht“ entpuppte sich als Blick auf Hochhäuser, Smog und noch mehr Hochhäuser.

Auf unserer ersten Busfahrt in die Innenstadt baten wir eine Mitreisende uns Bescheid zu sagen, wenn wir unsere Haltestelle erreichten. Am zweiten Tag war sich Maike sicher, sich die Haltestelle gemerkt zu haben und wir fragten niemanden. Der Verkehr an vielen Kreuzungen wurde von der Polizei geregelt und wir standen unnatürlich häufig im Stau. Als wir trotz Stau eigentlich schon an unserer Haltestelle hätten sein sollen, fragten wir sicherheitshalber andere Fahrgäste. Diese sahen uns mitleidig an und erklärten uns, dass wir schon vor einiger Zeit die Parallelstraße der Haltestelle passiert hätten. Aufgrund eines Studentenstreiks waren einige Straßen wie zum Beispiel jene, in der unsere Haltestelle lag, gesperrt worden. Na toll, wir saßen also sozusagen eine halbe Stunde umsonst in diesem stickigen Bus. (Ich sag doch, dass sich das Schaf immer nur beschwert! Anmerkung von Maike). Streik hingegen hörte sich toll an. Vielleicht könnte ich Maike überzeugen mitzustreiken, falls wir ganz zufällig an der Demonstration vorbeikämen… Die Haltestelle an der wir überstürzt ausstiegen befand sich leider direkt vor dem Regierungspalast und damit in der Nähe vieler weiterer Sehenswürdigkeiten.

Maike lief begeistert den kleinen Bildchen der Sehenswürdigkeiten auf unserem Stadtplan nach und las sich noch nicht einmal die Namen der Gebäude vorher durch. Die Hälfte waren Kirchen und die anderen wichtigen Gebäude erkannte man an den Polizisten vor dem Eingang. In einer Parallelstraße des Regierungspalastes hörten wir Lärm. Ich freute mich schon auf die Demonstration. Es ging um billigere Universitäten glaube ich, vielleicht auch um etwas anderes. Auf jeden Fall gegen den Staat! Gerade als ich in Richtung des Lärms laufen wollte, sah ich den großen Panzer auf der Straße. Das Polizeiaufgebot war unglaublich und ich überlegte es mir doch anders.

Auf dem Weg zu einem Museum kamen wir an einem hübschen Gebäude im Kolonialstil vorbei. Hübsche Häuser im Kolonialstil gibt es sehr viele in Santiago. Das besondere an diesem Gebäude war, dass Polizisten vor dem Eingang standen. Viele Polizisten. Als wir die Wächter am Eingang fragten, was dies für ein Gebäude sei (es war nicht auf unserem Stadtplan eingezeichnet), erklärten sie uns, dass es sich um ein Polizeirevier handle. Daher also die Polizisten vor dem Eingang. Ich wollte mich gerade desinteressiert umdrehen als Maike auch schon fragte, ob sie es sich ansehen dürfte. Auf solche Ideen kommt auch nur sie. Es gibt schließlich deutlich interessantere Orte als ein normales Polizeirevier. Der angesprochene Typ verneinte, doch Maike lies nicht locker und fragte, ob sie nicht wenigstens Fotos vom Eingangsbereich machen könnte. Daraufhin bot ein Polizist, der gerade Pause machte an, eine persönliche Führung zu machen. Manchmal sind Maikes blonde Haare doch ganz nützlich.

Wir wurden durch alle möglichen Abteilungen geführt und er zeigte uns sogar den Bereich, der eigentlich nur für die Polizisten ist. Er öffnete die Tür zum Speisesaal und zwanzig Augenpaare richteten sich auf uns. Na toll, jetzt kannte ein guter Teil der hiesigen Polizisten mein Gesicht und würde es im Ernstfall vielleicht wiedererkennen. Selbst Maike begann sich nun ein wenig unwohl zu fühlen, was aber wohl eher an der ganzen Aufmerksamkeit lag. Danach kamen wir in eine Halle und unser „Guide“ stellte uns den Mann am Schreibtisch in der Ecke vor: Der Chef. Maike und ich murmelten ein schnelles „Hallo Chef“ und waren dann doch ganz froh als wir wieder draußen waren.

Als wir an einem anderen Tag durch die Stadt schlenderten kamen wir an einem imposant wirkenden, großen Gebäude vorbei. Da kein Name über dem Eingang  und ausnahmsweise kein Polizist vor dem Eingang stand, den wir um Einlass hätten bitten können, gingen wir einfach hinein. Der Eingangsbereich war sehr prunkvoll eingerichtet und ich bewunderte Maike dafür, dass sie sich in ihrer Pluderhose in dieses Gebäude voller Anzugmenschen traute. Als wir uns begannen ein wenig umzusehen wurden wir von einem Garderobiere (diesen Fachausdruck für die armen Praktikanten an der Garderobe habe ich extra gegoogelt) entdeckt und hinausgeworfen. Dennoch hatten wir wieder ein Gebäude von innen gesehen, das normale Touristen nicht zu sehen bekommen. Diesmal jedoch inoffiziell.

 

Ich glaube ich habe noch nie so viele Kirchen, Museen und andere Sehenswürdigkeiten in so kurzer Zeit gesehen wie in dieser Woche in Santiago. Am Wochenende gingen wir noch zu einer Familienfeier und anschließend auf ein „Oktoberfest“ im Bonzen-Sportclub, das eigentlich nur aus Bierständen bestand. Dann war unsere Zeit in Santiago auch schon vorbei und unsere Reise ging weiter.

Anmerkung vom EIGENTLICHEN Autor: Diese Version ist aus der Sicht des Schafes geschrieben und hat nichts mit meiner persönlichen Einstellung zu tun. Da die Erzählung aber in Wesentlichen Punkten (Sehenswürdigkeiten, Daten, etc.) stimmt, lasse ich den Eintrag einfach mal online. Außerdem bin ich zu faul, dass alles selber schreiben zu müssen.

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2 Antworten zu 12. Kapitel: Das Schaf erkundet Santiago

  1. Henna schreibt:

    Mir kommt das Schaf innerhalb des Artikels etwas zu kurz. :p
    Er ist dir aber sehr gut gelungen liebes Schaf.

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